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Cosplay Girls Kapitel 20 (Ende)

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20. Kapitel

Das Zimmer war hell und sauber, aber unpersönlich und furchteinflößend. Überall schien ein Hauch von Krankheit und Tod in der Luft zu hängen. Das war es, was Sophie an Krankenhäusern nicht leiden konnte.
Takumi saß aufrecht in dem weißen Bett, von dem es hier hunderte gab. Er war noch lange nicht genesen, was man allerdings mehr an seinen Augen als an seinem Körper zu erkennen war. Sophie fühlte sich unwohl, als sie sich neben Mia auf die unbequemen Plastikstühle setzte, die man für die unerwarteten Besucher hier aufgestellt hatte.
Eine Weile herrschte Schweigen. Takumi wich hartnäckig den Blicken der beiden Mädchen aus und starrte ins Leere. Schließlich seufzte er ergeben.
„Ich schätze, ich schulde euch eine Erklärung, hm?“
Mia schwieg und auch Sophie wagte nicht, den Mund aufzumachen. Immer wieder stiegen diese schrecklichen Bilder in ihr auf, wie Takumi sich hatte fallen lassen und dann sein blutiger, regungsloser Körper am Boden...
„Ich fürchte, ich muss etwas weiter ausholen, damit ihr alles versteht.“ Fragend sah er die beiden Mädchen an, doch die blieben stumm. Takumi seufzte erneut.
„Okay... Mein Vater ist ein deutscher Geschäftsmann, der während einer Japanreise meine Mutter kennenlernte. Sie heirateten und bekamen ein Kind – mich. Als ich zwei Jahre alt war, zogen wir nach Deutschland und wir unternahmen oft Reisen nach Japan, sodass mir Sprache und Kultur nicht fremd waren. Das weckte auch meinen Wunsch, irgendwann ins Land der aufgehenden Sonne zu ziehen und dort zu leben.“
Nervös faltete er die Hände und seine Erzählung geriet kurz ins Stocken.
„Nachdem ich meinen Abschluss gemacht hatte, bin ich dann tatsächlich nach Japan ausgewandert. Aber als jemand, der im Westen aufgewachsen ist, kam ich mit der Kultur im Alltag kaum noch klar, fand keinen Job und stürzte ab. Ich war völlig verzweifelt und am Ende, als mich... gewisse Leute ansprachen. Sagt euch der Begriff Yakuza etwas?“
„Die Yakuza werden auch als japanische Mafia bezeichnet“, antwortete Mia zögernd.
„Genau. Jedenfalls trat diese Organisation an mich heran und bot mir eine nicht geringe Summe Geld an, wenn ich einige Dienste für sie erledigte. Schmuggeln, Botendienste und so. Vor ein paar Wochen erhielt ich dann den Auftrag, einen bestimmten Mangaband zu ersteigern und die darin verstecke Ware auszuliefern. Die Kette ist knapp 750 000 Yen, also über 5 000 Euro wert, und damit das wertvollste, was man mir bisher anvertraut hat. Ich sollte den falschen Manga an genau diesem Tag in genau diesem Laden abholen. Ich könne ihn an dem falsch geschriebenen Namen des Mangakas erkennen, sagte man mir.“
Sophie holte tief Luft. „Aber ich bin dir zuvorgekommen.“
„Tja, so war es wohl. Auf jeden Fall bin ich ziemlich in Panik geraten, hab alle Animangaläden der Stadt abgeklappert, aber natürlich nichts gefunden. Man hatte mir versichert, der Manga sei völlig unbekannt und niemand würde ihn kaufen.“ Takumi schüttelte den Kopf und fing an, mit den Fingern kleine Kreise auf seine Bettdecke zu zeichnen.
„Ich dachte, der gesuchte Manga wäre vielleicht irgendwo im Lager untergebracht und deshalb bin ich eingebrochen. Irgendwann hab ich dann auch auf Conventions nachgeschaut, ohne wirklich zu hoffen, den Manga jemals zu finden.“
„Und was ist mit der Frau?“, erkundigte sich Mia bitter.
„Sie hat Überstunden oder so gemacht, als ich eingebrochen bin. Da hat sie mich erwischt und wir haben gekämpft; dabei sind wir gegen eine Regal gestoßen, das dann umgekippt ist und sie erschlagen hat. Es war ein Unfall, wirklich! Ich wollte das nicht, aber ich konnte nichts machen!“
Takumi sah ehrlich geschockt aus. Sophie konnte kaum die Bilder von Takumis versuchtem Selbstmord aus ihrem Gedächtnis verbannen, wie musste es dann erst einem Mörder gehen?
„Mit dieser Schuld wollte ich nicht länger leben, aber die Yakuza ließen mich nicht mehr aus den Augen. Wahrscheinlich vermuteten sie, dass ich ihnen die Kette vorenthalten hätte. Aber dann kam Sophie und ich dachte, der Himmel hätte mir ein Wunder geschickt.“
Nun sah er Sophie direkt in die Augen.
„Am Bahnhof sollte ich meinen Kontaktmann treffen und ihm die Ware übergeben. Kurz vorher rief ich dich dann an, um mich zu entschuldigen. Ich sah keinen anderen Ausweg mehr außer meinem eigenen Tod... Aber nichtmal das hab ich auf die Reihe bekommen.“
Er lachte traurig. Sophie bemerkte, wie sich Mia neben ihr anspannte, dann unvermittelt aufsprang und Takumi um den Hals fiel.
„Versprich mir, dass du nie, nie, nie wieder so etwas blödes machst!“, murmelte sie und es klang, als kämpfe sie schon wieder mit den Tränen. Vorsichtig legte Takumi die Arme um sie und lehnte den Kopf gegen ihre Schulter.
„Versprochen.“

Schweigend traten Sophie und Mia aus der Tür und blickten zur niedrig stehenden Herbstsonne hinauf. Bis zur Bushaltestelle war es noch ein Stück und so machten sie sich stumm auf den Weg. Ab und zu berührten sich ihre Hände für einen Augenblick, doch Sophie zuckte jedes Mal zurück. Es gab noch Dinge zu klären, die sie belasteten...
„Du bist also mit Mike zusammen“, begann sie lahm. „Wie lange schon?“
Mia blieb abrupt stehen und starrte Sophie aus großen Augen völlig verwirrt an. „Mit Mike? Wie kommst du denn auf sowas?“
Ein winziger Hoffnungsschimmer keimte bei diesen Worten in Sophie auf. Sie wandte sich zu Mia um und blinzelte gegen das Sonnenlicht.
„Deine Mutter meinte, du wärst mit deinem Freund unterwegs, als ich angerufen habe...“
Mia winkte ab. „Die macht sich nur Hoffnungen, ich könnte endlich einen Freund anschleppen. Nein, ich kenne Mike schon ewig; er ist mein bester Freund, aber auch nicht mehr. Außerdem ist er der einzige, dem ich erzählt habe, dass ich... dass ich...“
Sie senkte ertappt den Blick.
„Dass du was?“, hakte Sophie interessiert nach und trat näher, sodass sie Mias Arm nun beinahe mit ihrem berührte.
„Dass ich auf Mädchen stehe“, gab die kleinere widerwillig zu, hob aber sofort abwehrend die Arme, als würde Sophie sie im nächsten Moment anschreien. „Die Küsse von der Convention müssen nichts zu bedeuten haben!“
Sophie brauchte keine zwei Sekunden, um sich eine schlagfertige Antwort zurechtzulegen. „Und wenn ich möchte, dass sie etwas bedeuten?“
Mia blinzelte, dann schien ihr die Bedeutung der Worte klarzuwerden. Sophies Magen krampfte sich aufgeregt zusammen und die Sekunden schienen endlos zu dauern.
„Dann... meintest du das ernst?“, fragte sie unsicher nach. Sophie konnte nur Nicken, weil sie ihrer Stimme nicht traute.
Im nächsten Moment war Mia ihr um den Hals gefallen, hatte das Halstuch runter gerissen und übersäte Sophies bloßen Hals lachend mit Küssen.
Wieder so ein perfekter Moment – und Sophie hoffte, dass in Zukunft noch viele weitere folgen würden.
Da bin ich wohl endlich am Ende angelangt...

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